Das Leihhaus ist für manche die letzte Chance auf einen Kredit – Kunden bringen Eheringe, Smartphones oder teure Kugelschreiber
In diesen Tagen schiebt Mitarbeiter Klaus Müller seinen Kunden kleine Schokoladen-Nikoläuse durch den schmalen Schlitz unter der schusssicheren Glaswand. Ausnahmsweise nicht nur Geld- oder Pfandscheine. Die Schokolade ist das Einzige, was im Leihhaus Köln-Süd an Weihnachten erinnert. Festlich mag es woanders zugehen. Hier, am Karolingerring 7, in Kölns jüngstem Pfandleihhaus, gegründet 2011, ist Weihnachten weit weg.
Irgendjemand steht an diesem Nachmittag immer in dem kleinen, hellen Raum vor der Panzerglasabtrennung. Auf dem Foto an der Wand träumt Audrey Hepburn in ihrer Filmrolle als Holly Golightly von Tiffany-Juwelen. Darunter hoffen Menschen auf das Ende ihrer finanziellen Engpässe – indem sie ihre Habseligkeiten verpfänden. Arno gelingt es seit Jahren, das „Fest der Liebe“ zu verdrän- Schnelles Geld gegen Gold, so läuft es oft im Leihhaus Köln-Süd. Da können auch kleine Schokoladen-Nikoläuse nichts dran ändern. „Wenn man an dem Ganzen nicht mehr teilnimmt, kann man das ausblenden.“ Es ist erstAnfang Dezember und Arno, der tatsächlich einen anderen Namen trägt, hat noch 118 Euro auf dem Konto und 20 Euro in der Geldbörse.
Zum vollständigen Text (3. Juni 2014, Kölner Stadtanzeiger Magazin)
Tobias Christ, https://ps-ikonen.de/cms/wp-content/uploads/2019/02/Leihhaus.pdf