Eberhard Baunach über den Kremer Porsche 935 K3
Baujahr: 1980
Hubraum: 3200
PS: 850
Zylinder: 6
Km/h maximal: 340
Verbrauch: 50 – 60 Liter
Gebaute Exemplare: 13
Neupreis: 375 000 D-Mark
Eine ganze Armada von Pokalen ziert Werkstatt und Büroräume. Die E & M Kremer GmbH mit Sitz im Ossendorfer Gewerbegebiet war schon immer mehr als eine Werkstatt für Porsche-Serienfahrzeuge. Erwin Kremer und sein Bruder Manfred begannen Anfang der 1960er Jahre an der Luxemburger Straße mit einer Kfz-Werkstatt. Irgendwann spezialisierten sie sich auf die Marke Porsche – und den Rennsport. Während sich Manfred Kremer um die Technik kümmerte, fuhren Erwin Kremer und Profipiloten wie John Fitzpatrick, Clemens Schickendanz oder Bob Wollek die Kremer-Porsches von Sieg zu Sieg. Der endgültige Durchbruch kam Mitte der 1970er Jahre, als Jägermeister und Vaillant als Sponsoren einstiegen. „Mit diesen Budgets konnten die Kremers eigene Karosserieteile entwickeln lassen“, sagt Eberhard Baunach, der erst Kunde war und seit 2010 Inhaber der Kremer GmbH mitsamt Werkstatt und Rennstall ist. 1976 begann die Ära der K-Modelle – aerodynamisch optimierte Boliden mit ungeheurer Kraft im Heck. Der erfolgreichste Vertreter der K-Serie ist der Kremer- Porsche 935 K 3 mit zwei Turboladern.
Mit dem orangefarbenen Kraftprotz gewann das Kremer-Team 1979 die Deutsche Rennsportmeisterschaften in der Gruppe 5 und die 24 Stunden von Le Mans. 13 Exemplare fertigte Kremer vom K3. Einen davon sicherte sich Eberhard Baunach, der mit der 850- PS-Maschine noch immer auf Pokaljagd geht.
Deshalb habe ich ihn: AlsTeenager haben mich die Formel- 1-Fahrzeuge nie interessiert. Aber die Rennen für seriennahe Sportwagen. Daran hat mich fasziniert, dass man erkennen konnte, welche Alltagsautos dahinter steckten. Ich war nie ein Hardcore-Fan, aber die Zeit hat mich geprägt. Der erste Rennwagen, den ich bewusst wahrgenommen habe, war der Vaillant-Porsche von Kremer aus dem Jahr 1975. Der war sehr erfolgreich und sah mit seiner grünen Farbe dem Osterhasen-Logo einfach witzig aus. Später fing ich an, historische Porsche zu fahren und kam an einen K 2 von 1977, ebenfalls mit den lustigen Häschen auf der Front. Damit bin ich Oldtimer- Rennen gefahren und wurde Stammkunde bei Porsche Kremer. 2008 entdeckte ich den K 3, den ein anderer Kunde hier betreuen ließ. Als er den K 3 verkaufen wollte, habe ich die Chance ergriffen. Weil es ein siegfähiges Auto ist und in Zeiten der Finanzkrise eine gute Wertanlage mit schöner Naturaldividende. Will heißen: Diese Anlage macht unglaublichen Spaß.
Das kann er: Dieses Jahr erst ist der Wagen beim AvD-Oldtimer- Grand-Prix Doppelsieger geworden – souverän sogar. Profifahrer Wolfgang Kaufmann war der Pilot, ich bin im K 2 Vierter geworden. Der K 3 hat immense Kraft und Geschwindigkeit zur Verfügung. Faszinierend finde ich, dass das alte Material noch extrem leistungsfähig ist. Das setzt allerdings eine gute Pflege voraus, die bei uns schon eine professionelle Betreuung ist. Vor jedem Rennen wird der Wagen eine Woche lang durchgecheckt. Beim Fahren ist Vorsicht angesagt: Wenn der Motor platzt, werden locker mal 150 000 Euro fällig.
Das kann er nicht: Theoretisch könnte er natürlich auf der Straße fahren. Aber mit einer Rennkupplung im öffentlichen Straßenverkehr unterwegs zu sein, macht weniger als keinen Spaß. Der Wendekreis ist auch viel zu groß. Wegen der großen Reifen auf der Vorderachse. Früher sind die K3 aber durchaus auf der Autobahn zwischen Köln und Düsseldorf getestet worden. Letztlich ist aber kein reinrassiges Rennauto für den öffentlichen Straßenverkehr geeignet.
Das habe ich für ihn getan: Wir haben ihn in einen siegfähigen technischen Zustand versetzt. Wenn ein Rennfahrzeug nicht regelmäßig gewartet und in Rennen eingesetzt wird, schleichen sich gewisse Fehler ein. Wir haben ein Jahr gebraucht, um den Wagen fit für die Strecke zu machen. Wir hatten lange mit Zündaussetzern zu kämpfen, auch der Benzindruck war nicht hoch genug. Im Prinzip haben wir nach und nach die halbe Elektrik erneuert. Das hat sich gelohnt: Der K 3 hat schon mehrere Gesamt- und Klassensiege bei historischen Rennen in Spa, Hockenheim oder auf dem Nürburgring eingefahren. Auch ich habe es schon auf das Podium geschafft, die Gesamtsiege hat allerdings Profifahrer Kaufmann geholt. Er hat definitiv die meiste Erfahrung.
Das haben wir erlebt: Für einen Artikel in der Fachpresse waren wir vor einigen Jahren in Hockenheim zum Fotoshooting. Bei Nieselregen, vier Grad Außentemperatur und Slicks bin ich aus der Boxengasse rausgefahren und gleich gegen eine Mauer gebrettert. Schaden: 25 000 Euro. Angesagt war eine Rundumerneuerung der Kunststoff- Kotflügel und der Front. Das war das Doofste, was ich erlebt habe. Ansonsten gab es viele positive Ereignisse. Zum Beispiel, dass wir bei diversen Oldtimer- Ausstellungen als bester Rennwagen gekürt wurden.
Das haben wir vor: Historische Rennwagen gehören auf die Rennstrecke, nicht ins Museum. Es ist deren Wesen, im Rennbetrieb bewegt zu werden. Die alte Technik soll auch in Zukunft zeigen dürfen, was in ihr steckt. Und ich will zeigen, dass man die unglaubliche Kraft, die in dem Fahrzeug schlummert, auch ohne elektronischen Schnickschnack wie Traktionskontrolle, ABS und Lenkhilfe beherrschen kann.
Aufgezeichnet von
Tobias Christ
Erschienen 2013 im „Kölner Stadt-Anzeiger“