Familie Erbert aus Wahnheide über ihren Opel Kadett B Coupé
Edith Erbert (52)
Torsten Erbert (54)
Timm Erbert (15)
und Niclas Erbert (22)
aus Wahnheide über ihren Opel Kadett B Coupé
Baujahr: 1971
PS: 55
Hubraum: 1100 ccm
Zylinder: 4
Höchstgeschwindigkeit: 115
Verbrauch: 7,5 Liter
Neupreis: 7469, 05 D-Mark
Gebaute Exemplare: 2,65 Millionen
Das Ocker-Gelb kontrastiert mit dem satten Grün des kurz geschnittenen Rasens. Für das Foto hat Torsten Erbert seinen Opel Kadett B ausnahmsweise mal in den Garten gestellt. Beides – Garten wie Auto – sind bestens gepflegt. Der Kadett hat 47 Jahre blendend überstanden. „Es hat sich einfach so ergeben“, sagt Torsten Erbert, der das Auto seines Großvaters schon als Kind liebte. Mitte der 1980er wurde der Wagen auf einem Supermarkt-Parkplatz von einem Lkw schwer in Mitleidenschaft gezogen. Opa wollte den Wagen abgeben und sich einen Ford Escort kaufen. „Ich habe ihn bekniet, den Opel zu behalten“, sagt Torsten Erbert: „Für mich war das Auto immer spannend, ich verbinde damit meine ganze Kindheit. Das Auto ist mehr als ein Auto.“ Opa bestellte einige Wochen später Ablage, in die die Schaltung integriert ist, mit. Heute eine gesuchte Rarität in Opel-Kreisen.
Deshalb haben wir ihn:
Torsten Erbert: Ich habe das Auto von meinem 1996 verstorbenen Großvater geerbt und mit Hilfe von Freunden komplett restauriert. Mein Opa hat den Wagen 1971 gekauft und hat ihn dann bis zu seiner Pensionierung noch ein Jahr beruflich genutzt, danach ist der Wagen nur noch für Urlaubs- und Einkaufsfahrten gelegentlich genutzt worden. Er stand immer in einer Garage. Bestellt hatte er ursprünglich einen Opel Kadett B als Limousine, vor allem wegen des größeren Kofferraums. Aber bei Opel Bauer in Mülheim war die Bestellung verwechselt worden und die Limousine ging irrtümlich an einen anderen Kunden. Im Schauraum entdeckte meine Großmutter dann das Coupé und verliebte sich sofort. Sie überredete meinen Großvater, keinen anderen Wagen mehr zu bestellen, sondern das Coupé zu kaufen. Mein Großvater hat den Wagen dann eingetauscht gegen einen NSU Prinz eingetauscht, er wollte ein größeres Auto für Urlaubsfahrten nach Österreich haben. Der Opel hat ihn nie im Stich gelassen – und mich auch nicht. Ich habe den Wagen 1996 im Sommer übernommen, nachdem mein Opa im Mai 1996 gestorben war. Aber schon mit 18 durfte ich damit zur Schule fahren. Der Kadett war schon damals, 1982, ein Oldie. Nicht cool, aber auffällig – allein wegen der Farbe.
Das kann er:
Niclas Erbert: Ich hänge nicht unbedingt an dem Auto, ich mag es zwar, aber es ist mir ein bisschen zu alt. Ich bin generell nicht hinter Autos her, mehr interessiert mich Fußball. Ist ein schönes Auto, aber mir ein bisschen zu auffällig. Ich möchte nicht so im Mittelpunkt stehen.
Timm Erbert: Ich bin das totale Gegenteil davon, ich mag das Auto sehr, mir gefällt besonders die Farbe und dass er so selten ist. Auch das Heck finde ich sehr elegant. Der Kadett ist ein gutes Beispiel dafür, wie sehr die Autowelt sich verändert hat. Er ist noch total simpel aufgebtaut und hat nicht so viele technische Funktionen wie ein modernes Auto, das gleich viel Geld verschleißt, wenn man die Einparkhilfe kaputt ist.
Edith Erbert: Ich habe das Auto mitgeheiratet, eigentlich war ich vorher nicht so der Oldtimer-Fan, aber dann wurde mein Interesse geweckt.
Das kann er nicht:
Edith Erbert: Schnell fahren. Und er hat keine Kopfstützen, das nervt mich. Hinten ist er auch ein bisschen eng.
Timm Erbert: Das sind halt auch die alten Autos, die haben nicht so einen Luxus wie die heutigen.
Edith Erbert: Aber er hat einen großen Kofferraum.
Torsten Erbert: Da hat Opel im Vergleich zum Käfer als Hauptkonkurrenten gepunktet, der Kofferraum war das Hauptkaufargument. Er ist auch im Sommer kein warmes Auto, obwohl er keine Klimaanlage hat. Durch den wenigen Kunststoff und die kleinen, steil stehenden Fenstern, heizt der sich nicht so auf wie ein modernes Auto. Das überrascht mich immer wieder.
Das haben wir für ihn getan:
Torsten Erbert: Die Kadett B rosten auch in der Garage. 1996 musste ich den Unterbodenbereich und die Seitenschweller komplett erneuern lassen. Auch die Dichtungen sind von vorne bis hinten erneuert worden. Ich habe mehr in die Restaurierung investiert als der Wagen neu gekostet hat. Auch der Lack wurde erneuert. Bevor ich den Kadett übernommen habe, stand er drei Jahre in einer Garage in Köln-Kalk und wurde fast gar nicht mehr bewegt. Niemand hat sich Anfang der 1990-er Jahre mehr darum gekümmert. In den ersten Jahren allerdings bin ich mehrmals mit dem Auto zusammen mit meinen Großeltern in den Urlaub gefahren. Das einzige Bild, das ich noch von früher habe, zeigt meine Oma neben dem Kadett in Garmisch. Heute unternehmen wir aber keine weite Touren mehr mit dem Auto.
Torsten Erbert: Am 11. Juni 2007 ist mir am Gremberger Kreuz die Scheibe geplatzt. Von der Gegenfahrbahn ist mir ein Stein draufgeflogen, es war noch die allererste Scheibe, die sofort in kleine Stücke splitterte. Die Scheibe sackte nach innen und ich konnte nichts mehr sehen. Gott sei Dank haben alle gesehen, was passiert ist, so dass nichts passiert ist. Da habe ich tierisch Glück gehabt. Seitdem hat der Kadett eine Verbundglas-Scheibe.
Niclas Erbert: Einmal, als ich frisch den Führerschein hatte, durfte ich mal selbst fahren. Aber danach wollte ich nicht mehr. Das Auto ist viel schwergängiger als heutige. Und ich habe vor dem Auto sehr großen Respekt, Fehler wären nicht so gut. Es eben ist ein wichtiges Familienstück.
Das haben wir vor:
Torsten Erbert: Ich will ihn so lange behalten, wie ich lebe und ihn in Ordnung halten. Danach können die Kinder ja entscheiden, ob sie ihn behalten, verkaufen oder als Leihgabe einem Museum überlassen.
Timm Erbert: Ich würde ihn schon gern übernehmen, aber ihn sehr dezent fahren. Es gibt ja immer weniger Ersatzteile dafür.
Niclas Erbert: Ich nehme dann das Haus.
Torsten Erbert: Dann ist das ja geklärt.
Aufgezeichnet von Tobias Christ
Erschienen 2016 im „Kölner Stadt-Anzeiger“