Leo steht in der Kölner Innenstadt vor dem Haus seiner Angebeteten. Er klingelt, wartet, ohne Erfolg. Enttäuscht geht er zurück zu seinem Auto und sinkt hinter dem Steuer zusammen. Leo heißt eigentlich Alexander Fehling und ist Darsteller im Film „Gut gegen Nordwind“. Im Mittelpunkt der Szene: ein alter Mazda 323. Den hat Manfred Lutz beschafft, der jetzt im Hintergrund steht und den Wagen nicht aus den Augen lässt. Der 60-Jährige ist Fahrzeug-Requisiteur für Film- und Fernsehproduktionen. Sein Job ist es, Fahrzeuge zu besorgen und beim Dreh zu betreuen, egal ob Autos, Lkw oder Reisebusse. Etwa 300 Projekte hat der Kölner mit seiner Firma „Mannis Garage“ schon begleitet, von Daily Soaps wie „Unter Uns“ bis zum Blockbuster „Cloud Atlas“ mit Tom Hanks. Den Hollywood-Star hat Lutz genauso in Bewegung gesetzt wie Keira Knightley, Mario Adorf und Götz George. Der gelernte Kfz-Mechaniker, den am Set alle nur Manni nennen, arbeitete als Oldtimer-Händler, als ihn vor 20 Jahren ein Requisiteur nach einem alten Auto für den Film „Die Bubi-Scholz-Story“ fragte. Lutz konnte helfen, denn er hatte sich gerade einen Mercedes 300 Adenauer von 1961 zugelegt, der genau in die Zeit passte. Er vermietete das Auto an die Filmproduzenten und fuhr es zurück auf die Ausgangsposition, nachdem die Szenen mit dem Wagen abgedreht waren. „Das war mein erster Kontakt zum Film“, sagt Lutz. Auf Dauer wurden ihm die langen Drehtage aber zu stressig, er legte eine Pause ein – bis ihm das Drehbuch von „Das Wunder von Bern“ ins Haus flatterte. Für die Geschichte vom deutschen Sieg bei der Fußball-WM 1954 sollte Lutz mehr als 60 historische Fahrzeuge besorgen. Ein verlockendes Angebot: „Die Geschichte war nett, und bei den Filmcrews ist die Wertschätzung für Oldtimer viel höher als für normale Autos.“ Den Auto Union 1000 von Hauptdarsteller Peter Lohmeyer betreute Lutz auch bei den Aufnahmen in der Schweiz – ausgestattet mit reichlich Ersatzteilen und Werkzeug. „Schließlich bin ich dafür verantwortlich, dass der Wagen einwandfrei funktioniert“, erklärt der Requisiteur. Mittlerweile arbeitet er ausschließlich für den Film. Teils leiht er sich die Fahrzeuge nur aus, teils kauft er sie für eine Produktion an, um sie danach wieder abzustoßen. Auch den Mazda 323 für „Gut gegen Nordwind“ hat er gekauft, denn der Wagen wird über einen längeren Zeitraum benötigt. Erst im Januar gehen die Dreharbeiten auf Sylt weiter. Manni wird den selten gewordenen Japaner von 1986 bis dahin gut behüten müssen. „Denn“, da ist er sich sicher, „so ein Auto gibt es kein zweites Mal.“
Erschienen 2018 in der „ADAC Motorwelt“